Exkursion zu Stora Enso

Um die Recherche unseres Themas „Abfall“ zu vertiefen besuchte der Seminarkurs am 23.10.2019 den Papierhersteller Stora Enso. Unsere Führung durch das Betriebsgelän­de in Maxau übernahm Herr Löbbermann, der Abfallbeauftragte von Stora Enso Maxau. Wir erhielten einen ausführlichen und interessanten Einblick in die Produktion und zu den Themen Abfall-, Stoff- und Energiemanagement dieses globalen Unternehmens.

Mit rund 26.000 Mitarbeitern in über 30 Ländern hat der finnisch-schwedische Betrieb einen jährlichen Umsatz von ca. 10,5 Mrd. Euro. Grundsätzlich produziert der Konzern alltägliche Produkte wie beispielsweise Karton­verpackungen, Biofaserkunststoffe, Magazinpapiere etc., dabei werden 370.000 Ton­nen Altpapier, 212.000 Tonnen Rundholz, 24.000 Tonnen Zellstoff und 115.000 Ton­nen mineralischer Füllstoff verwendet. Die Papierproduktion in Maxau erreicht mit 1600m/min täglich eine Menge, die der Strecke von Karlsruhe bis nach Lissabon ent­spricht.

Die Abläufe der Abfallwiederverwertung sind durch das Abfallrecht streng geregelt und zusätzlich der in Deutschland geltenden Abfallhierarchie unterlegen, wel­cher zufolge Abfallvermeidung die erste Wahl sein sollte, gefolgt von Wiederverarbei­tung, Recycling, energetische Verwendung und als letzte Lösung die Beseitigung. Bei Stora Enso werden einfache Abfälle wie Elektroschrott in größeren Containern getrennt, da viele der darin enthaltenen Komponenten wie beispielsweise das Kupfer in Kabeln noch einen relativ großen Wert besitzen.

Der hohe Energieverbrauch des Werkes wird durch ein eigenes Kraftwerk gedeckt. Zentraler Energielieferant ist hier ein sogenannter Multi-Fuel-Boiler, welcher ver­schiedenste Brennstoffe verwerten kann um genügend Energie für die gesamte Pro­duktionsanlage zu produzieren. Hierbei fallen jedoch jährlich 8.000 Tonnen Asche an, die mit Wasser versetzt als nachhaltiger Deponiebaustoff verwendet werden kann.

Der größte Rohstoff der Papierproduktion in Maxau ist Altpapier, welches die Firma zu einem relativ günstigen Preis einkauft und wiederverwendet. Die Problematik hier­bei liegt allerdings bei den sogenannten Spuckstoffen, welche jegliche im Altpapier enthaltene Verunreinigungen umschließen, wie zum Beispiel CDs, die nicht bei der Papierproduktion verwendet werden können. Die jährlich anfallenden 8.000 Tonnen dieser Verunreinigungen müssen anderweitig entsorgt werden. Ein weiteres Problem ist, dass Altpapier nur durchschnittlich 7-mal genutzt werden kann, da irgendwann die Faserlänge nicht mehr für Papier genügt. Folglich muss zur Verlängerung der Fa­sern des Altpapiers häufig trotzdem auf Holz zurückgegriffen werden. Herr Löbber­mann zufolge ist dies allerdings kein Problem, da Deutschland tendenziell eher wie­der aufforstet und Stora Enso Maxau sein Holz nur aus einem Umkreis von 300km bezieht, was die Emissionen deutlich beschränkt.

Altpapier wird durch den sogenannten De-Ink-Prozess wiederverwertet. Zu Beginn wird unter Zusatz von Chemikalien die Druckerfarbe aus dem Papier entfernt. Dar­aufhin wird das Altpapier nach Fasergröße sortiert und mit Wasser und weiteren Che­mikalien aufgeschlämmt. Endprodukt ist eine papierähnliche Masse, bestehend aus 99% Wasser, welche nach Pressung, Wasserentzug und Trocknung wieder zu quali­tativ hochwertiges Papier wird. Täglich werden bei diesem Prozess aus 1.100 Ton­nen Altpapier 840 Tonnen Neuprodukt hergestellt, woraus ein Verlust von 25% resul­tiert.

Obwohl sich die Digitalisierung nur gering auf die Papierproduktion auswirkt, wird durch den wachsenden Bedarf an Kartons durch Online­versand die Produktion von Stora Enso immer mehr auf Verpackungsmaterialien um­gestellt. Darüber hinaus wird die Produktion z.T. auf Textilzellstoffe umgebaut, allerdings derzeit nicht in Maxau. Anwendungen sind hier Viskoseseide für Innenfutter für Röcke, Sakkos, Hosen, Mäntel, Blusen, Unterbekleidungsartikel, etc.; Krankenhaustextilien, Verbandmaterialien, Hygieneprodukte. Außerdem wird der Klebstoff Lignin aus Holz extrahiert und als Bindemittel für Baustoffe, Tierfutternahrung, Ersatz für fossile Kunst­stoffe, etc. weiterverarbeitet.

Die Kartons des Versandhandels bestehen im Moment fast nur aus 100% „Altkarton“. Nachhaltigere Lösungensucht Stora Enso im Bereich der Verpackung von Konsumgütern wie Getränkekarton, Tiefkühlverpackung, fast food Verpackung. Hier gilt es funktional ebenbürtige Verpackungen gegenüber Plastik zu finden und deren Wiederverwertbarkeit zu verbessern.

Welche Innovationen sind von Stora Enso zu erwarten? Die Papierindustrie gehört zu den sehr energieintensiven Industrien, Energieeinsparprojek­te stark gefördert. Daher wird an der Einspeisung in das Karlsruher Fernwär­menetz gearbeitet.

Berufsfelder, die in Stora Enso tätig sind beziehungsweise ausgebildet werden, sind: Papiertechnologe, Elektroniker & Automatisierungstechniker, Industriemechaniker sowie Stipendia­ten für papiernahe Studiengänge.