Exkursion nach Augusta Treverorum am 13./14. April 2018
Die mehr als 2000 Jahre alte Römerstadt Trier stand im Mittelpunkt einer zweitägigen Exkursion aller Zehntklässler, die am AMG Latein lernen. Mit 39 Schülern und drei begleitenden Lehrkräften brachen wir vom Karlsruher Hauptbahnhof aus in die älteste Stadt Deutschlands auf, um zwei Tage lang römische Geschichte und Kultur zu erleben. Jupiter meinte es gut mit uns und ließ die vorhergesagten kräftigen Regengüsse über der Pfalz nieder, während es an der Mosel trocken blieb.
Am frühen Nachmittag trafen wir in Trier ein, das zur Römerzeit Augusta Treverorum hieß; nach einem kurzen Fußmarsch erreichten wir unser Quartier, die Jugendherberge, und bezogen die Zimmer. Anschließend machten wir uns auf den Weg zur Porta Nigra, dem alten römischen Stadttor und Wahrzeichen der Stadt, das seinen Namen vom sich allmählich dunkler färbenden Stein erhielt. Die Porta Nigra diente als Ausgangspunkt einer Straße, die an der Mosel entlang und über den Hunsrück bis nach Mainz führte. Das Tor selbst wurde nie ganz fertiggestellt, wovon Steinquader in roh zugehauenem Zustand zeugen. Im Mittelalter umgebaut, befand sich im Obergeschoss seit dem 11. Jahrhundert eine Kirche. Im Inneren war ein Modellbau der Stadt Trier aufgebaut, daneben konnte man aus dem Tor einen Blick auf die schöne Innenstadt werfen.
Vom Stadttor aus führte uns der Weg zum Dom St. Peter, also ins mittelalterliche Zentrum Triers; in römischer Zeit war das Areal des späteren Doms Teil der kaiserlichen Palastanlage. Die älteste Bischofskirche Deutschlands gehört zum Weltkulturerbe und wurde ursprünglich in romanischem Stil erbaut. Ein wenig befremdlich kam uns allerdings das Durcheinander vor, das zur Eröffnung der „Heilig-Rock-Tage“ in und um den Dom herrschte. Dabei handelte es sich nicht um ein Musikfestival, wenngleich uns im Dom ein Chor mit lautem Gesang empfing, sondern um ein kirchliches Fest zu Ehren des „Heiligen Rocks“, der Tunika, die Christus angeblich im Grab trug und die von Konstantins Mutter Helena nach Trier gebracht wurde.
Nach einer kleinen Pause war die Empfangshalle des kaiserlichen Palasts unsere nächste Station. Das mit 36 Metern höchste Bauwerk des römischen Trier ist auch unter dem Namen „Konstantinsbasilika“ bekannt. Der mit Marmorplatten bedeckte Fußboden verfügte einst sogar über eine Heizung, damit Besucher beim Warten auf den Kaiser keine kalten Füße bekamen. Für uns erschien zwar kein Kaiser, dafür konnten wir dem Organisten – die Palastaula dient heute als evangelische Kirche – beim Üben zuhören, was dazu führte, dass wir uns bald wieder nach draußen begaben. Ein wenig Ruhe und Erholung versprach der benachbarte Park hinter dem Kurfürstlichen Palais, dessen Blumenpracht wir gern auf uns wirken ließen.
Danach kehrten wir noch einmal in die Jugendherberge zurück, um das Abendessen einzunehmen und uns etwas wärmer anzuziehen, denn am Abend wollten wir das Amphitheater am Ostrand der Stadt besuchen. Nach einem zügigen Fußmarsch (die einzige Busverbindung hatten wir leider verpasst) erwarteten wir einen Reiseführer, der uns einfach alles erzählt, wurden aber sehr überrascht, als wir auf den Gladiator Valerius trafen und plötzlich Teil eines Schauspiels wurden, das uns einen realistischen Eindruck aus dem Leben und Werdegang eines Gladiators und von den damaligen Ereignissen im Theater vor nahezu 20000 Zuschauern gab. Dabei saßen wir nicht als Zuschauer auf den Sitzreihen, sondern wurden durch die gesamte Arena und in schaurig-feuchte unterirdische Räume geführt, um römische Geschichte gleichsam hautnah zu erleben.
Am Abend hatten wir dann noch etwas Freizeit, die wir natürlich nutzten, um das neuzeitliche Trier zu erkunden. Am nächsten Tag wurden wir von dem Feueralarm des Hauses geweckt, der sich glücklicherweise als Fehlalarm herausstellte, aber immerhin bewirkte, dass alle pünktlich zum Frühstück erschienen. Nach dem Frühstück packten wir unsere Sachen und räumten unsere Zimmer.
Bei strahlendem Sonnenschein konnten wir uns nun ein wenig die Füße vertreten. Wir liefen an der Mosel entlang bis zur Römerbrücke, auch alte Moselbrücke genannt, der ältesten römischen Brücke nördlich der Alpen, die in der Mitte des 2. Jahrhunderts erbaut wurde. Dann ging es weiter zum nächsten Programmpunkt: der Führung durch das Rheinische Landesmuseum. Es zählt zu den wichtigsten Museen zur römischen Antike in Europa und zeigt vor allem archäologische Fundstücke aus Augusta Treverorum: Grabmonumente, kunstvoll gearbeitete Mosaiken aus den Villen wohlhabender Provinzialrömer sowie als Höhepunkt den „Trierer Goldschatz“, einen umfangreichen römischen Münzfund.
Zum Abschluss unserer Exkursion besichtigten wir die Kaiserthermen. Die gewaltigen Überreste einer römischen Badeanlage, die nie fertig gestellt wurde, sind Teil des Stadtzentrums; die Thermen entstanden im Zuge des Ausbaus der Stadt zur Residenz und zählten zu den größten des römischen Reiches. Nicht nur die schiere Größe der Anlage, sondern vor allem das noch heute erkennbare System der Wasserversorgung und der Hypokaustheizung beeindruckte uns.
Bei schönem und warmem Wetter genossen wir unsere verbleibende Zeit in Trier, die wir mit Essen, Bummeln und Entspannen verbrachten. Am späten Nachmittag ging es mit dem Zug zurück nach Karlsruhe. Es waren zwei sehr informative Tage, die uns Einblicke in eine längst vergangene, historische Zeit gaben, die in Trier dank der verbliebenen archäologischen Zeugnisse präsent zu sein scheint.
Zum Schluss ein Dank an alle, die zum Gelingen der Exkursion beigetragen und einen Teil ihres Wochenendes geopfert haben. Um es mit dem vor 200 Jahren in Trier geborenen Karl Marx zu sagen: „Das Reich der Freiheit beginnt da, wo die Arbeit aufhört.“
Bericht: Miriam Würz, Oliver Münsch
Bilder: Stefan Geiselhart





