Die Teilchenphysik–AG in Genf

Schülerbericht über die Exkursion nach Genf und CERN.

Es war Mittwoch, der 6. Juni 2018, als 16 (nach der Fahrt muss jedoch von 17 gesprochen werden) Teilchenphysikbegeisterte die Fahrt nach Genf zum CERN antraten. Direkt zu Beginn fanden im Zug die ersten Einführungen in diverse Kartenspiele statt, wobei ein gewisses Pferdequartett sich der größten Beliebtheit erfreuen konnte.

Angekommen in Genf begann nach kurzer Pause eine Stadtführung, welche zunächst von der Jugendherberge mit der navette über den See, dann zu Fuß die Unterstadt und schließlich bergauf ins calvinistisch geprägte Altstadtzentrum führte. Das Rathaus mit dem Alabama Saal, in dem 1864 die erste Genfer Konvention unterzeichnet wurde und die Kathedrale St. Pierre, dessen beide Türme natürlich erklommen wurden, bildeten im wahrsten Sinne des Wortes den Höhepunkt des Stadtrundganges. Weiter ging es zur riesigen Reformatorenmauer, bevor dann spannende Schach- und Mühle-Duelle im Park vor der Genfer Universität die Tour für eine Weile unterbrachen. Die Genfer Wasserfontäne, der 140 Meter hohe jet d‘eau, das Wahrzeichen der Stadt, sorgte abschließend für eine Abkühlung der durch die Vielzahl stadtgeschichtlicher Informationen fast rauchenden Köpfe und ganz nebenbei für kurze Berechnungen von Austrittsgeschwindigkeiten und Wurfhöhen.

Der nächste, ganz im Zeichen des CERN stehende Tag wurde von manchen sportlich beim frühmorgendlichen Jogging am Seeufer eingeläutet. Am CERN angekommen sorgte die Führung durch Frau Dr. Neubüser für Erstaunen, wobei das Synchrozyklotron, mit dem Ende der 50er Jahre erstmalig der Pionenzerfall nachgewisesen worden war, als erster Teilchenbeschleuniger sehr beeindruckte. Weitere Stationen waren das LEIR, der kompakte Schwerionenbeschleuniger, und ein Konferenzraum, in dem einerseits die Vielzahl der Experimente des CERN dargestellt wurde, aber auch Platz für Fragen und Zukunftsausblicke blieb. So war allen neu, dass bereits jetzt für den nächsten Ringbeschleuniger mit einem 100 km-Ring im TeV-Bereich, der 2035 in Betrieb gehen soll, geplant wird. Nach einer kurzen Stärkungspause in der CERN-Kantine, inmitten der Gemeinde von Wissenschaftlern aus aller Welt, wurden die beiden Ausstellungen, „microcosmos“ und „Universe of Particles“ besucht. Die dargestellte Technik und die Nachbauten zeigten ebenfalls, welche Leistungen notwendig sind, um Teilchen kollidieren zu lassen und dies gründlich analysieren zu können. Die interaktiv teils hervorragend konzipierten Ausstellungen beeindruckten alle, gaben die Möglichkeit, bislang theoretisch Erarbeitetes anschaulich zugänglich werden zu lassen und führten überdies zufällig zur Begegnung mit einem leidenschaftlich engagierten ehemaligen CERN-Physiker, der 16 Jahre nach seiner Pensionierung immer noch täglich damit beschäftigt ist, seine Begeisterung und sein Wissen zu Teilchenphysik und Kosmologie weiterzugeben.

Am Abend wurde es jedoch Zeit, einmal selbst ein Linearbeschleuniger zu werden! Die experimentelle Anordnung wurde der Situation angepasst: Statt Protonen beschleunigten wir Billardkugeln und auf Driftröhren, elektrische und magnetische Felder verzichteten wir ganz bewusst. Das Prinzip aber war im Grunde gleich, Teilchenstöße wurden unter verschiedensten Winkeln experimentell untersucht, Materie verschwand in schwarzen Löchern und jedes noch so kleine Erfolgserlebnis wurde ausgiebig gewürdigt.

Die erste Hälfte des letzten Tages war mit einer Wanderung auf den Salève, den 1333 Meter hohen Hausberg Genfs, der Wiege des Alpinismus, gefüllt. Es konnte hierbei mehrerlei festgestellt werden: dass man auch zu acht in eine Minigondel passt, dass französische Pferde irgendwie anders aussehen, dass Ledersohlen zwar stilvoll, im Gebirge aber eher unpraktisch sind, dass es nicht überall auf der Welt aussieht wie im Schwarzwald, dass das Wappen Savoyens der Schweizer Fahne nur ähnelt, dass sich Höhenangst angesichts fantastischer Talblicke relativiert, dass Kalkgestein zu spektakulären Höhlenformationen führen kann und dass ein Gruppenpicknick am höchsten Punkt kulinarisch und sozial immer ein Höhepunkt ist.

Am späten Nachmittag machte sich die Gruppe dann auf die Heimfahrt, wobei auch hier wieder Kartenspiele dominierten und das Wissen über Pferderassen und Zuchtsorten enorm vertieft wurde. Darüber hinaus ist jedoch nicht zu vergessen wie, typisch für Experimentalphysiker, die Beschleunigung des Zuges gemessen wurde. Eine genaue Protokollierung der reproduzierbaren Reutersprünge war selbstverständlich gegeben.

Insgesamt war es eine bereichernde, erlebnisreiche und wiederholungswürdige Fahrt, auf der das Interesse für Teilchenphysik bei jedem noch weiter gestärkt wurde!
An dieser Stelle gilt ein großer Dank Herrn Frank als Organisator und Lehrer der Teilchenphysik AG, sowie Herrn Reuter als Begleitperson und Versuchsobjekt.

Simon Großmann