LiteraTour

Von Skeletten und Mondscheinsonaten - Schülerinnen des Albertus-Magnus-Gymnasiums eröffnen Audio-Stadtrundgang "LiteraTour"

Die Glocken schlagen Zwölf, der Schildhalterinbrunnen tropft, die Alb rauscht und über all das erhebt sich eine Klaviermelodie. Sie schafft Gehör für Hannah Schraudts Stimme, die
aus der Musikbox von Kulturamtsleiter Christoph Bader schallt. Insgesamt acht Autorinnen vom Albertus-Magnus-Gymnasium Ettlingen haben für die Baden-Württembergischen
Literaturtage Texte zu ausgewählten Plätzen in der Albstadt geschrieben und anschließend für den Audiowalk „LiteraTour“ aufgenommen. Schraudt erzählte in „Weil wir nicht vergessen dürfen“ von der alten Synagoge Ecke Albstraße/Sternengasse.

Nach dem Applaus fragte Oberbürgermeister Arnold, ob er einige Formulierungen für eine Rede verwenden dürfe. Bei der Begrüßung am Narrenbrunnen hatte er bereits angemerkt, wie
gut dieses Format in die Zeit passe, da Literatur so für jeden Einzelnen erfahrbar werde.

„Es ist schön und wichtig, junge Stimmen zu hören – insbesondere in einer Zeit, in der sie oft zu kurz kamen“

Sönke Frank, Lehrer am Albertus-Magnus-Gymnasium, mit Blick auf die Pandemie an

Die Tour startete am „Badischen Hof“. Metaphorisch stark und eindringlich war der Auftakt mit Franka Busses „du (im flüssigen Licht)“ und Emma-Lena Sesters „Magdalena“. Bereits hier blieben Passanten stehen, hörten zu und sahen zu den Marienfiguren hinauf. Busse fand es interessant, ihren Text mit Kollegin Sester korrespondieren zu lassen. „Auch das Einsprechen der Texte war eine neue Erfahrung und hat Spaß gemacht.“ Etwas weniger Spaß bereitete es ihnen, ihre eigenen Stimme aus den Lautsprechern zu hören... aber wer mag das schon? Auf dem Weg zur nächsten Station wurden die Texte kommentiert, sich über ein Rauschen in der Aufnahme mokiert oder an die eigene Schulzeit erinnert. Und damit schafften die Texte genau das, was Literatur sollte: Menschen kommen ins Gespräch.

An Station drei nahm Anouk Mohrenweiser die Anwesenden fort von der lärmenden Straße, hinein in den Flur der Musikschule. Passend dazu wurde ihr Text „Der Ort an dem die Mondscheinsonate von einem Schlagzeug begleitet werden darf“ musikalisch untermalt. Lale Eggers sorgte für schmunzelnde Gesichter in „Das Albwehr will reisen“. Dass ein durch Leichen pflügendes Skelett übersehen wird, scheint im ersten Moment abwegig. Doch Miriam Gormanns Text „Kriegerdenkmal“ bot einige Erklärungsansätze dafür. Alle Autorinnen nahmen verschiedene Blickwinkel ein und ließen dabei viel Platz zum Nachdenken, zum Betrachten, zum Wirken lassen. Katharina Schuberts Stimme hallte im Schlosshof wider und mit ihr die Gedanken zu „Schein und Sein“, nebst Fragen, die sie in eben jenem Hof gekonnt stehen ließ. Die LiteraTour endete „Im grünen Herz von Ettlingen“: Ina Müller widmete sich in atmosphärischer Weise der dortigen Rasenarena inklusive Landschaftsplastik.

Neugierig? Die Texte sind bis Dezember 2021 erfahrbar oder zum Nachhören auf der Website der Stadt (externe Seite) verfügbar.

Text von Natalie Friedrich (BNN), einer ehemaligen Schülerin des AMG