Musical „Orpheus in der Unterwelt“

Rosenkrieg und Götterzwist in der Waldsaumhalle Oberweier

 

„Ja, soll ich mich etwa ent-witwern?“ Die Entrüstung über den Auftrag der Öffentlichen Meinung (Vivienne Böpple), die sich gekonnt als „Dame der alten Schule“ mit einem Song präsentiert, steht Orpheus (Lara Feisthauer) ins Gesicht geschrieben, wollte er doch gerade mit der frohen Botschaft über den Tod der ihn langweilenden Ehefrau Eurydike (Zoe Pawlowski) zu seiner Geliebten eilen, nachdem man sich noch herrlich im Duett mit Roger Ciceros Lied „Zieh die Schuh aus“ angegiftet hatte; doch um den äußeren Schein des anständigen Lebenswandels zu wahren, wird er dazu verdonnert, den Herrscher des Olymps, Jupiter (Paula Winter), um die Rettung seiner von Pluto (Katherina Segerath) mit „Magic“ (Coldplay) in die Unterwelt entführten Frau anzuflehen. Doch auch Eurydike hatte schon längst ein Techtelmechtel mit dem sie im Outfit eines Sterblichen hofierenden Pluto angefangen. Aber die Angst um seinen guten Ruf treibt Orpheus auf den Olymp, wo sich die Götterwelt vergnügt: Jupiter kann es zum Ärger seiner Frau Juno (Sarah Kirchhoffer) nicht lassen, ständig jüngeren Frauen nachzustellen; seine Tochter Diana (Jasmin Kleemann) trauert mit der ausdrucksstark vorgetragenen Ballade „Set fire to the rain“ von Adele um den von Jupiter zum Hirschen verwandelten Geliebten, ihre Schwester Venus (Romy Pflaumer), die Götter Cupido (Helene Diebow), Mars (Maya Springer) und Merkur (Laura Walterpacher) finden allesamt das eintönige Leben am Hof todlangweilig. So bringt der Fall der geraubten Eurydike etwas Abwechslung und sie freuen sich auf den Ausflug in die Unterwelt. Pluto hat sie zwar gut versteckt und von seinem getreuen Diener Hans Styx (Maarten Lehmann) bewachen lassen; da dieser aber gerne dem Wässerchen „Lethe“ zuspricht, das ihn alles um ihn herum vergessen sowie in herrlich komisch vorgetragenen Erinnerungen an sein Leben als „Prinz von Arkadien“ (Hans Styx Lied) schwelgen lässt, kann Jupiter in der Gestalt einer Fliege in das Versteck gelangen. Nun hätte er die hübsche Frau gerne selbst behalten und er versucht durch eine List, sein dem Orpheus gegebenes Götterwort zu umgehen: Beim Aufstieg zu den Sterblichen dürfe sich dieser nicht umdrehen. Als er es dennoch tut, scheint der Göttervater seinem Ziel nahe zu sein. Doch er hat die Rechnung ohne seine argwöhnische Frau gemacht, die ihn vom Objekt der Begierde losreißt. So muss Eurydike doch bei Pluto bleiben, obwohl ihr das Leben in der Unterwelt doch auch schon wieder langweilig geworden ist. Als Schlusspunkt und Knalleffekt stand ein höllischer Cancan, mit dem diese überaus überzeugende und kurzweilige Darbietung endete.
Die Zuschauer in der an zwei Abenden voll besetzten Halle erlebten eine gut zwei Stunden dauernde fulminante Aufführung der durch viele moderne Songs, viele davon als überzeugende Soli vorgetragen, in ein mitreißendes Musical verwandelten „opéra bouffe“ von Jacques Offenbach. Dabei überzeugten 11 Darstellerinnen und ein Darsteller der Musical-AG sowohl durch ihre gekonnten schauspielerischen als auch durch ihre tänzerischen und gesanglichen Leistungen (Schauspiel und Tanz: Marietheres Krome, Choreographie: Lara, Zoé, Romy, Jasmin sowie Martha Manus, Gesang: Sebastian Matz). Begleitet wurden alle Gesangs- wie Tanzeinlagen durch die eingängigen, schwungvoll präsentierten Stücke der Big Band (Leitung: Guido Bähr unter Mitwirkung von Sebastian Matz, neu dabei die Kolleginnen Martha Manus und Denise Obhoff), in der auch schon Sechstklässler mitspielten, und sogar die Fünftklässler der Bläsergruppe hatten ihre ersten Aufritte vor großem Publikum. Auch die Technik-AG (Leitung: Guido Bähr) hatte einen nicht geringen Anteil am Gelingen dieser Darbietung (Headsets, Lichteffekte…). Mit donnerndem Applaus bedankten sich die Zuschauer für eine rundum geglückte Musical-Aufführung, bei der sowohl Eltern als auch Lehrerinnen und Lehrer so manches unbekannte Talent ihrer Kinder bzw. Schülerinnen und Schüler entdecken konnten. Bilder der Aufführung finden Sie auf den Seiten der Musical-AG und bei der Big-Band-AG.