Visions-AG

Das Treffen war mit 19 Teilnehmenden besonders gut besucht: Fünf Mütter und zwei Väter, vier Schülerinnen und ein Schüler und fünf Lehrkräfte des AMG, darunter Herr Bischoff sowie zwei Gäste aus dem Austauschprogramm Erasmus+ aus Island.
Die zentrale Farge des Abends lautete: Wie kann Lernen gelingen? Zur Beantwortung dieser lernten die Teilnehmenden die kreative und tiefgehende Methode LEGO® Serious Play® kennen.
In der ersten Bauphase sollten schöne, bunte und stabile Brücken gebaut werden. Alle waren mit Begeisterung dabei. Die zweite Bauphase war anspruchsvoller, denn Begriffe wie Kreativität, Gemeinschaft, Hausaufgaben, Lernbegleiter oder Kooperation sollten mit nur zehn Legobauteilen dargestellt werden. Schnell wurde deutlich, dass das reduzierte Bauen das Denkens in Metaphern fördert.
Durch einen Input lernten die Teilnehmenden, dass sich die Methode LEGO® Serious Play® dadurch auszeichnet, dass die Hände wissen, was das Gehirn denkt, die Einschränkung der Bausteine eine Fokussierung der Gedanken erzwingt und die Bauteile gleichzeitig die Fantasie stark anregen. Für den einen ist der grüne Legostein eine Person, für jemand anderen ein Sinnbild für Hoffnung oder Frühling, für den nächsten eine Wiese. Zudem ist für den Ablauf kennzeichnend, dass alle Teilnehmenden individuell bauen, dann ihr Modell der Gruppe präsentieren und im Anschluss eine gemeinsame Reflektion stattfindet. Durch die Präsentation des eigenen Modells bekommen alle die Möglichkeit, ihre Gedanken vorzustellen.


Dies wurde vor allem in der dritten Bauphase, dem Storytelling, deutlich. Es sollte eine Situation gebaut werden, in der man selbst erfolgreich gelernt hat: Beim Üben auf der Querflöte, beim Volleyball, beim Handwerken und bei Verkaufsgesprächen. Gemeinsam war allen Beispielen der innere Antrieb, dass man sich verbessern möchte sowie ein direktes Feedback – ich kann im Orchester spielen, ich lerne neue Bewegungsabläufe, ich achte künftig auf Sicherheit oder ich verkaufe erfolgreich. Bei einem weiteren Modell wurde besonders die Bedeutung von Wiederholungen deutlich. Bemerkenswerterweise hatte die erste Gruppe kein Beispiel aus dem schulischen Bereich gewählt! Ist Schule etwa ein schlechter Ort zum Lernen?
Auch eine zweite Gruppe hat allgemeinere Lernsituationen dargestellt, wie sie die Teilnehmenden selbst regelmäßig erleben. Einer unserer isländischen Gäste stellte das Lernen als Treppen dar, die man Schritt für Schritt besteigt, dann zurückfällt und aufgrund dessen einen erneuten Versuch wagt oder andere Wege ausprobiert. Auch Hindernisse, die angsteinflößend sind und überwunden oder umgangen werden müssen, sind auf den Stufen in Form einer Schlange dargestellt, bevor dann oben bei der Fahne das Ziel erreicht werden kann.
Eine Lehrerin hat durch die vielen Gedanken in ihrem Kopf einen Besen in ihr Modell eingebaut, der Dinge unter den Teppich kehren sollte. Obwohl er nach aktuellem Stand im Kopf der Lehrerin noch nicht für Klarheit sorgt, hat sie bereits den Schlüssel zu erfolgreichem Lernen in der Hand.
Ein Vater baute ein Legofigur mit viele Köpfen, die für die Gesichter stehen, die Kinder einem in der Elternschaft zeigen und mit denen man lernen muss umzugehen. Für ihn entpuppt sich diese Art des Lernens als größten Schatz, da die herausfordernden Momente mit dem Kind zu seinem persönlich größten Wachstum führen.
Es war spannend und sehr konstruktiv in die Gedankenwelt der Visions-AG-Teilnehmenden einzutauchen. Im letzten Gespräch formte sich ein gemeinsames Modell zum erfolgreichen Lernen: Lernziele sind individuell. Dies wurde am Modell der Schatztruhe als Sinnbild für Lernziele sichtbar. Dabei ist die stabile Plattform, auf der die Ziele platziert werden, wesentlich.
Lernen basiert auf eigenen Erfahrungen und vielen Wiederholungen. Die Anzahl und die Art der Wiederholungen sind verschieden, wichtig ist jedoch das regelmäßige Feedback während des Lernprozesses.
Auch die Lernwege sind so individuell wie die Lernenden selbst. Im Team zu lernen, Hilfe anzubieten oder anzunehmen, Spaß zu haben und sich Ängsten zu stellen, waren Möglichkeiten, die aufgezeigt wurden. Eine Schülerin sprach von Ästhetischem Lernen, das für sie schöne, ansprechende Arbeitsmaterialien, bunte Stifte zur Signalgebung und ordentlich gestaltete Heftaufschriebe beinhaltet. Darüber hinaus geht es beim ästhetischen Lernen um noch mehr: Es handelt sich um eine Art des Lernens, bei der Wahrnehmung, Sinneserfahrung, Emotionen undkreatives Gestalten im Mittelpunkt stehen. Wissen wird dabei nicht nur kognitiv, sondern ganzheitlich über Körper, Gefühle und Sinne angeeignet.
Die Sitzung war ein weiterer Schritt in Richtung eines neuen Leitbildes, das sich ebenfalls mit erfolgreichem Lernen auseinandersetzt. Darüber hinaus waren die Gespräche nicht nur bei der Visions-AG, sondern auch noch in den Pausen am nächsten Schultag hochinteressant.
Unsere Gäste aus Island waren beeindruckt, dass sich Eltern, Schüler und Lehrkräfte auf Augenhöhe austauschen und hatten viele Ideen, wie sie Lego auch in ihrem Unterricht einsetzen können.


