Städtepartnerschaft

Clevedon-Ettlingen-Live! Seit diesem Schuljahr arbeiten die Schülerinnen und Schüler der Kursstufe 11 des AMG an einem gemeinsamen Projekt mit der Clevedon School in England.

Bald besuchen uns die Schülerinnen und Schüler aus Clevedon. Aus Vorfreude hat Yvette von der Schülerzeitung Furunkel dies zum Anlass genommen, einen Bericht über den Besuch in Clevedon im November zu schreiben.

Cian Zian durfte fast nicht mit

Am Donnerstag, den 7. November, machten sich 11 Elftklässler sowie Herr Hammouda und Herr Krätzschmer auf den Weg nach Clevedon. Der Tag begann mit einer überraschend pünktlichen Bahnfahrt nach Frankfurt und einem fast stressfreien Aufenthalt am Flughafen. Allerdings stellte sich heraus, dass bei der Buchung der Tickets ein Schüler von uns plötzlich „Cian Zian“ hieß (eigentlich heißt der Gute Cian Zapf). Das Flughafenpersonal ließ ihn schließlich nur mitfliegen, weil er Schüler war. Andernfalls hätte er wohl seinen neuen Namen Cian Zian akzeptieren müssen – und das in Deutschland. Glücklicherweise verlief ab diesem Moment alles mehr oder weniger problemlos, und wir erreichten nach einem Flug und zwei weiteren Busfahrten am Abend Clevedon. Dort wurden wir direkt von unseren Austauschschülerinnen und -schülern empfangen.

An diesem Donnerstag fand außerdem so etwas wie ein "Tag der offenen Tür" statt. Die verschiedenen Fächer mussten dort nämlich um die Schüler werben und nicht umgekehrt. Von Kochen über Theater und Literatur bis Kriminologie war alles dabei.

Wir werden mit Frisbees abgeworden

Der erste richtige Tag begann in der Sporthalle mit ein paar Team-Building-Übungen. Zum Beispiel musste man sein gesamtes Team nur mithilfe von Reifen auf die andere Seite bringen oder sich auf Bänken der Größe nach sortieren, ohne miteinander zu sprechen. Es wurde tatsächlich viel gelacht, und man konnte sich gut kennenlernen. Kurz darauf ging es nach draußen zum Frisbee-Werfen. Es gab ein System, aber da mein sportlicher Intellekt nicht sonderlich ausgeprägt ist und ich die meiste Zeit damit verbracht habe, Frisbees auszuweichen, habe ich es mir nicht gemerkt. Jedenfalls war es wohl nicht die beste Idee, eine weiße Jacke und weiße Sneaker auf einer nassen Schlammwiese zu tragen. Ich sah danach eher aus, als wäre ich von einem Traktor überfahren worden, aber immerhin waren wir dann aufgewärmt.

Wir durften im Laufe des Austauschs auch manchmal den Unterricht unserer Austauschpartner besuchen. In meinem Fall war es am ersten Tag englische Literatur. Ich war sehr gespannt, wie der Unterricht dort abläuft – besonders, da diese Lehrerin ihren gesamten Kurs in ihrem eigenen Büro an einem runden Tisch unterrichtet. Die Kurse sind dort viel kleiner, was einen persönlicheren Unterricht ermöglicht. Während wir also über das Buch Paradise Lost von Milton philosophierten, lief die Lehrerin um uns herum und beschriftete gleichzeitig drei Tafeln. In meinem ganzen Leben ist eine Schulstunde (dort ca. 100 Minuten lang) noch nie so schnell vergangen. Ob das daran lag, dass ich selbst sehr gerne lese und mich das Thema extrem interessiert hat, oder tatsächlich an der Art des Unterrichts dort, lässt sich diskutieren. Jedenfalls hatte ich auch in den anderen Fächern den Eindruck, dass die Unterrichtsstunden viel interaktiver und freier gestaltet sind als hierzulande.

Dort wählen die Lehrer ihre Themen aus, und die Schüler bestimmen ihre Projekte. Die meisten Noten setzen sich aus langfristigen Projekten oder sogenanntem „Coursework“ zusammen. Da die Schüler nur drei bis vier Fächer (ihre Leistungskurse) haben, verbringen sie deutlich mehr Zeit mit individuellem Lernen.

 

Teambuilding ohne zu sprechen
Das Tafelbild zur Schulstunde

Banksy, who?!

Am Samstag führte uns unser Reiseweg nach Bristol. Dort bekamen wir einen Graffiti-Workshop, bei dem wir alle unsere künstlerischen Begabungen präsentieren konnten. Anschließend folgte eine zweistündige Tour quer durch Bristol. Wir gingen in die hintersten Gassen, um auch jeden kleinsten Strich zu sehen, den Banksy irgendwo mal hinterlassem hatte (man kann sich meinen Herzschmerz vorstellen, an all den schönen Läden vorbeilaufen zu müssen). Für Graffiti-Interessierte war das aber bestimmt lehrreich und höchst interessant.

Ich habe meine sportliche Aktivität dann darin ausgelebt, in nur einer Stunde Freizeit, die wir nach der Tour hatten, möglichst viel Geld auszugeben.

P.S.: Für alle Buchwürmer – in Bristol gibt es einen Buchladen, in dem kein Buch mehr als 5 Pfund kostet, und jede Menge Second-Hand-Läden für die Sparfüchse unter uns.

Warum kann der Bär sprechen?

Der Sonntag stand uns mit den Gastfamilien zur freien Verfügung. Eigentlich war er zum Lernen eingeplant (was bestimmt ganz viele gemacht haben – hust, hust) und zum Erkunden der Umgebung. Einige machten einen Ausflug nach Bath, andere schauten Paddington 3 im Kino (wohlgemerkt in einem der ältesten Kinos Englands).

Dieser Tag war super, um sich in Ruhe besser kennenzulernen, und spätestens danach waren meine Austauschpartnerin Mia und ich unzertrennlich.

Ich habe kein Talent

Den Montag verbrachten wir wieder in der Schule mit Logo-Design und Gruppenarbeit für die Twinning Association. Auffallend am gesamten Schulsystem war für mich, dass die Schüler ab der Oberstufe extrem in ihren Talenten gefördert werden.

Durch die große Bandbreite an Fächern und Richtungen (Kunst, Nähen, Jura, Business, Kochen, Sport etc.) können sie ihre Hobbys quasi in der Schule ausüben. Wir hingegen belegen 13 Fächer und müssen uns dabei die wenigen Stunden für unsere Hobbys freischaufeln. Natürlich bekommen wir dadurch ein breites Allgemeinwissen (in allem außer dem Überlebenswichtigen natürlich) und können uns unseren Studiengang frei aussuchen. In England hingegen dürfen die Schüler nur das studieren, was sie in der Oberstufe als Kurs belegt haben. Hat man zum Beispiel Mathe gewählt, kann man später nicht Kunst studieren. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass man in seinem beruflichen Werdegang dort in der Schule deutlich mehr unterstützt wird.

Meine Interpretation des Graffitis

Herr Hammouda backt nicht

Da die Schule eine eigene Küche mit mehreren Backöfen hat, durften wir den Vormittag mit dem Backen von Scones verbringen. Diese haben wir später alle zusammen gegessen. Auch der Schulleiter und der Bürgermeister waren anwesend und hielten Reden.

Viele nutzten den letzten Abend für einen Trip nach Bristol. Ich ging mit meiner Austauschpartnerin sogar auf ein Konzert. Ich bin mir sicher, dass an diesem Abend alle in ihrem Bett lagen – völlig überwältigt von der Menge an Informationen und Erinnerungen, aber auch mit vielen Emotionen: positive Erschöpfung, Freude, Abschiedsschmerz, Vorfreude auf das Wiedersehen im Februar und vor allem Dankbarkeit, dass uns ein solcher Austausch ermöglicht wurde.

Memories are better than dreams

Am Abreisetag flossen durchaus ein paar Tränen, und wir alle hatten noch die Rede des Schulleiters vom Tag davor im Kopf: „Memories are better than dreams“, sagte er uns, denn wir hätten neue Erinnerungen geschaffen und den kulturellen Austausch zwischen unseren Ländern gestärkt.

Das muss hier auch noch einmal betont werden: Natürlich war der Austausch witzig und auch ein bisschen chaotisch, aber er war extrem sorgfältig und liebevoll von unseren Lehrern geplant.

Nicht wenige von uns haben neue, feste Freundschaften geschlossen. Wir können sehr dankbar und stolz sein, dass uns eine solche Reise ermöglicht wurde.

 

Danke

Ich bedanke mich im Namen aller Beteiligten sowohl bei den Organisatoren in Clevedon als auch bei Herrn Krätzschmer und Herrn Hammouda für ihr Engagement und ihren Humor während der gesamten Reise.

von Yvette